RUPERT RIEDL

Rupert Riedl

"Wenn du für diese Kultur etwas tun willst, dann darfst du an ihr nicht Maß nehmen. Es verlangt eigenen Stil und Unkorrumpierkarkeit, also Rückgrat"

Dieser Satz, den Rupert Riedl von seinem Vater übernommen hat, wurde wegweisend für sein reiches, 80 Jahre währendes von Neugierde und Wissensdurst geprägtes Leben.

Auszüge aus Manuskripten von Rupert Riedl

Der Wiederaufbau des Menschlichen*
Neugierde und Staunen*
Bewusstsein*
Sprache*
Kultur und Gesellschaft
*
Die Unheilige Alianz*
Ursachen des Wachstums*
Das Unwiederbringliche*
Morphologie*
Die Spaltung des Weltbildes
Rupert Riedl, "The Music of Life"
Zufall, Chaos, Sinn ... Ein Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer, Alpha-Forum, Bayrischer Rundfunk, 2001
Kein Ende der Genesis, 2004

Leb wohl Rupert …
Ein Erinnern an Gespräche und Begegnungen

 

Milena Findeis

 

* diese erhielt ich per Post, vor Veröffentlichung in Büchern.


Die Entwicklung der Evolutionären Erkenntnistheorie in Wien

Riedls Biologie der Erkenntnis

Während es bei Lorenz die Evolutionstheorie war, die erst der Vergleichenden Verhaltensforschung oder Ethologie, einen sinnvollen auf echter Verwandtschaft beruhenden Vergleich des Verhaltens verschiedener Tierarten und so auch des Menschen ermöglichte, war es die Methode der Vergleichenden Anatomie und Morphologie, die Riedl zu einer ganzheitlichen „Systemtheorie der Evolution“ führte. Auf diese Weise hat aber auch die Evolutionäre Erkenntnistheorie als „Biologie der Erkenntnis“ eine neue Dimension gewonnen. Zwar wurde dieser Ausdruck bereits von Popper 1972 gebraucht – aber lediglich als Metapher –, bei Riedl handelt es sich jedoch um eine wirkliche Biologie der Erkenntnis. Ausgangspunkt ist die von Lorenz zuerst propagierte aber teilweise wieder zurückgenommene Gleichsetzung von Leben und Erkennen. Riedl hätte zwar eine größere Akzeptanz unter den Philosophen erreicht, wenn er seine Version der Evolutionären Erkenntnistheorie den Buchtitel „Biologische Grundlagen der Erkenntnis“ gegeben hätte. Aber seine Ansprüche sind weitergehender als alle anderen Versuche, auch diejenigen von Lorenz. Während Lorenz in der „Rückseite des Spiegels“ betont, dass er die Ausdrücke „Erkennen“ und „Wissen“ nur für solche kognitive Leistungen verwenden will, die sich tief unter der Ebene des Bewusstseins abspielen, wie z.B. reflektorische Reize, fasst Riedl das Verhältnis von Leben und Erkennen radikaler und zwar im wörtlichen Sinn einer Gleichsetzung auf: „Alle lebendige Struktur enthält gespeichertes Wissen, etwas wie ein Urteil über die Gesetze, unter welchen sie existiert.“ So bildet etwa das Auge die Gesetze der Optik ab. Das bedeutet vielmehr als Mach behauptet hat, wenn dieser sagt, dass alle Erkenntnis das Produkt eines natürlichen Entwicklungsprozesses ist, der überlagert aber nicht ersetzt werden kann, sondern es wird von Riedl behauptet, dass dieser natürliche Entwicklungsprozess selbst ein Erkenntnisprozess ist. Die Mechanismen des Lebens sind für Riedl die Mechanismen des Erkennens. Daraus resultiert schließlich konsequent eine „Systemtheorie der Wahrheit“, die eine Kombination von Kohärenz- und Korrespondenztheorie darstellt und auf der Ebene der lebenden Organismen insofern ein Äquivalent hat, als die Korrespondenz eines Systems mit seinem Milieu ebenso Voraussetzung seiner Erhaltungschancen ist wie die Kohärenz oder Abstimmung seiner Teile und Funktionen untereinander. Das eine solche ganzheitliche Wahrheitstheorie auch auf alle Bereiche der wissenschaftlichen Erkenntnis anwendbar sein könnte, zeigen vor allem Riedls darauf folgende Arbeiten, mit denen er sich anschickte, insbesondere die „Spaltung des Weltbildes“ zwischen Natur- und Geisteswissenschaften aufzuheben – nach Lorenz eine gigantische Aufgabe, die er in „beinahe schon frevelhafter Weise“ in Angriff genommen hatte. Durch die unbeirrbare Konsequenz, mit der er an der Realisierung seiner hohen Ansprüche festhielt, wurde Riedl nicht nur zum beliebtesten Prügelknaben der Philosophen, sondern auch noch zu Lebzeiten von Lorenz zu einer neuen Leitfigur der Evolutionären Erkenntnistheorie.

Erhard Oeser


Die Ordnung des Lebendigen

Reflexionen im Ausgang von Rupert Riedls HauptwerkGregorio Demarchi

"Riedls intellektuelle Weitsichtigkeit zeigt sich daran, dass er im 3. Kapitels seines Buchs – „Die molekulare Ursache der Ordnungsmuster“ – wiederholt auf ein wichtiges Paper Bezug nimmt, das der Molekularbiologe Roy John Britten und der Entwicklungsbiologe Eric H. Davidson 1969 veröffentlicht hatten: Gene regulation for higher cells: a theory (siehe Bibliografie). In besagtem Paper wird eine Theorie regulatorischer Netzwerke vorgelegt, die die empirischen Entdeckungen bezüglich Regulationsmechanismen, die auf die Formulierung des Operon-Modells durch Jacob, Lwoff und Monod gefolgt waren, zu systematisieren versucht."
Jänner 2024 


"Nichts in der Entwicklung dieser Welt ist für sich alleine zu verstehen"

Riedl 1999

 Nachruf, Manfred Wimmer "Eine elementare Form der Neugierde und Offenheit, gepaart mit einem Blick auf „das Ganze“ lassen Konturen eines Menschen entstehen, der sich durch keinerlei disziplinäre Grenzen Beschränkungen auferlegen ließ. Eines Menschen, der sich immer wieder die Frage stellte, in welch größeren Rahmen sein Tun einzuordnen wäre."



"Befreier der Morphologie"

Nachruf, Michael Schmitt


Links:

Vortrag von Rupert Riedl auf Tonband, Wiederaufbau des Menschlichen, nachzuhören auf der Österreichischen Mediathek, Vorlesung, 19.5.1988 
Gespräch "Zurück zum menschlichen Maß", 28.4 1982, nachzuhören in der Österreichischen Mediathek

Biografie Rupert Riedl
Bücherliste Rupert Riedl

Physik und Biologie der Erkenntnis,  Roman Jordan 2017: Die Natur- und Wissenschaftsphilosophie von Carl Friedrich von Weizsäcker und Rupert Riedl
Die Entwicklung der Evolutionären Erkenntnistheorie in Wien, Buch von Barbara Schweder "Rupert Riedl"Verlag Bibliothek der Provinz 

Ferdinand "Marshall" Karl hat 2005 einen Dokumentationsfilm über Rupert Riedl mit dem Titel "Der Wiederaufbau des Menschlichen" gedreht

The Evolutionary Epistemology of Rupert Riedl

"According to Rupert Riedl, evolutionary epistemology is understood as a theory derived from biology in order to gain understanding of cognitive processes. Evolutionary epistemology seeks to study how knowledge is acquired in organic life, how living beings attain knowledge about the world, and how living beings form a picture of the world. Riedl is concerned with a study of the human cognitive apparatus. He regards human intuition as innate and prior with respect to our individual reason. At the same time, these forms of intuition would also be posterior and inherited products of adaptation and learning of a biological tribe.", Roman Jordan- 2019, 16th Congress of Logic, Methodology and Philosophy of Science and Technology (CLMPST), Prag, 10.08.2019

 

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