II. Internationales Lyrikfestival “MERIDIAN CZERNOWITZ”
Im alten Czernowitz kreuzten sich die Kulturen und Sprachen. Deutsch, Jiddisch, Ukrainisch, Ungarisch, Rumänisch, Polnisch, Russisch. Fotografen arbeiten mit Licht und Schatten und Komponisten mit der Abfolge von Klängen; Dichter arbeiten mit der Sprache. Das Festival "Meridian Czernowitz" taucht ein in die sprachreiche Kulisse von Czernowitz
Im September 2010, aus Anlass des 90. Geburtstages von Paul Celan, wurde das Internationale Lyrikfestival “Meridian Czernowitz” aus der Taufe gehoben. Vom 2. bis 4. September 2011 belebt es zum zweiten Mal Czernowitz mit internationalen Besuchern.
Rund vierzig Veranstaltungen, darunter Lesungen, eine Theateraufführung, Konzerte und literarische Spaziergänge mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Großbritannien, USA, Dänemark, Niederlande, Polen, Rumänien, Russland und der Ukraine bringen internationales Flair in die 240.000 Einwohner zählende Stadt in der Westukraine.
Wichtig für diese historisch gewachsene Stadt, deren Nationalität im Laufe der Geschichte mehrmals gewechselt hat und die vom Mythos der Vergangenheit eingekreist ist und in der heute überwiegend Ukrainisch gesprochen wird.
Das internationale Lyrikfestival hat sich zum Ziel gesetzt die einstige Vielsprachigkeit - Deutsch, Rumänisch, Polnisch, Russisch, Jüdisch - nach Czernowitz zurückzubringen und wieder aktiv am europäischen Kulturleben teilzunehmen. Gerhard Rühm, Robert Schindel, Michael Augustin, Judith Schifferle, Hagit Grossman, Julian Schutting, Gerhard Falkner, Elke Erbe, um nur einige zu nennen, gehörten zu den international bekannten Teilnehmern in den Jahren 2010 und 2011, nachzulesen beispielsweise in einem von Dirk Schümer verfassten Essay in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Neu in diesem Jahr eine Buchmesse mit Verlagen aus der Ukraine, Polen, Österreich, Deutschland und Schweiz. Als Folgewirkung der ersten beiden Festivals wurden mehrere Bücher herausgegeben, darunter “Lexikon der intimen Städte”, das neueste Buch in Ukrainisch von Jurij Andruchowytsch, dessen Romane, Gedichte, Essays von verschiedenen Verlage ins Deutsche und Englische übersetzt wurden und der mit Oksana Sabuschko zu den bekanntesten Vertreter-inne-n der zeitgenössischen ukrainischen Literatur zählt. Beide werden während des gesamten Festivals in Czernowitz sein, auch als Ansporn für die teilnehmenden jungen Dichter-inne-n, die mit Hilfe des Festivals zu neuen Kontakten kommen. Die teilnehmenden Verlage können sich vor Ort ein Bild machen, wie vielfältig sich die Literatur in der seit 1991 unabhängigen Ukraine entwickelt hat.
“Czernowitz, Tschernowzy, Tscherniwzi,” ein Essayband vom Czernowitzer Dichter und in Prag und London lebenden Radioproduzenten Igor Pomerantsev wird in Form eines Buches (in russischer Sprache) und einer Theateraufführung "Gefährlich frei" präsentiert. Die Zusammenarbeit mit dem aus Czernowitz stammenden “Independent Theatre Laboratory” unter Leitung von Oleg Melnytschuk hat sich bewährt. Dreisprachig auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch - zum Teil simultan - werden Szenen aus Büchern auf der Bühne umgesetzt. In ihrem aktuellen Repertoire findet sich neben Igor Pomerantsev, Paul Celan, T. S. Eliot. Ingeborg Bachmann und Arthur Schnitzler.
Meridian Czernowitz 2011