PETER HANDKE
Wenn nur beide, das Poetische und das Politische, eins sein könnten.
Das wäre das Ende der Sehnsucht und das Ende der Welt.
Falsche Bewegung, Peter Handke
Lesespuren und Schnittpunkte
Ohne die Verwirrungen wäre ich nicht in einer eigenen Spur gelandet. Lesend und wandernd!
Ende der 70er schenkt mir mein Bruder Tscho, "Das Gewicht der Welt“. Dem folgte "Wunschloses Unglück". Wie oft habe ich dieses Buch gelesen? Zwanzig Mal mindestens, wie oft habe ich es verschenkt? Ungezählte Male. Jener Lektüre, die Peter Handke seiner Mutter zum Lesen empfahl, folgte ich und wurde so zu einer Leserin. Von damals bis jetzt verging beinahe ein halbes Jahrhundert, es sammelten sich an die tausend Bücher im eigenen Besitz, Peter Handke hat ein eigenes Regal mit 102 Büchern.
Frühjahr 1982, Mönchsberg
Peter Handke geht vor mir. Ich spreche ihn an. Er schaut mich an. Ich reiche ihm einen Zettel. Darauf stehen Zeilen, die ich im Zug aufgeschrieben hatte, nicht ahnend, Peter Handke zu begegnen.
Er lädt mich zu einen Spaziergang ein. Stellt mir Fragen, erzählenderweise. Nach einstündiger Wanderung stehen wir vor einem Schloss. Der Maler Lucas Suppin wohnt dort. Da ich weder Französisch spreche, noch etwas von Malerei verstehe, stellt mich Peter Handke kurzerhand als seine Cousine vor.
Eine Jause wird aufgewartet. Meine linke Hand in einem Gipsverband, Handke schnitt das Brot in kleine Stücke. Unterschrieb eine Petition für den Sohn des Malers mit „Brigitte Bardot“, saß in Wollsocken am Tisch und unterhielt sich mit Lucas Suppin über Fußball. Als ich aufbrechen musste, um den letzten Zug nach Zell am See zu erreichen, begleitete er mich bis zum Salzburger Bahnhof.
Kurz sah ich Peter Handke nach der Premiere seines Theaterstückes „Über die Dörfer“ im August 1982 in der Kleinen Felsreitschule. Lucas Suppin lud mich ein, ihn in seinem Atelier zu besuchen. Durch ihn erhielt ich Zugang zur Malerei und dem Epos von Gilgamesch, Jacques Prévert, André Gide und danke ihm gemalte Briefe.
Ich zog weiter nach Frankfurt, besuchte erstmals die Buchmesse und fand den Betrieb um die sogenannte Literatur mehr schockierend als ermunternd.
Herbst 2009, Prag
Peter Handke kommt zur Franz Kafka Preisverleihung nach Prag. Brožík Saal des Rathauses. 40 Lesejahre - 80 Bücher verbinden mich mit dem Schriftsuchenden aus Griffen. Die Mitglieder der Franz Kafka Gesellschaft nehmen Platz am Podium. Die üblichen Begrüßungsreden. Die Laudatio von Marianne Gruber geht auf Peter Handkes Werk ein, aus der Sicht einer Leserin. Handke nimmt den Preis entgegen, wird gebeten, zu sprechen. Er stellt sich neben das Mikrofon, umringt von Fotografen. Fragt, kann ich hier auf Deutsch antworten? Bezieht sich in seiner Dankesrede auf Sätze von Franz Kafka, dass jeder Ruhm mit Reue verbunden ist. Goethe zitierend fühlt er, Peter Handke, sich dem Gesellen näher als dem Meister.
Das Tschechische Fernsehen hat zwei Fragen, die zweite lautete was machen sie zur Zeit. Handkes Antwort „Nichts“. Der Interviewer von Radio Praha geht dieser Frage nach und Handke sagt „Das stimmt so nicht, ich lüge – oft.“
Er signiert einige Bücher und verlässt mit seiner Tochter den Saal.
Die Frage „Welchen Wein trinken Sie am liebsten“, wurde vom Handke Biograf Malte Herwig mit "Sancerre" beantwortet. Handke's Sprache hat mich in all den Jahrzehnten beflügelt, beim Lesen und im Leben.
Dezember 2016, Prag - Düsseldorf - Salzburger Festspiele 2020
Lothar Struck, Begleitschreiben Herausgeber, Autor, Handke-Kenner (er hat drei Bücher über Peter Handke veröffentlicht, ich bin ihm anläßlich der Leipziger Buchmesse 2013 begegnet) bat mich über Informationsquellen betreffend Zdeněk Adamec, der sich am 6. März 2003 am Wenzelsplatz in Prag verbrannt hatte. Ich erinnerte mich, dass der vom polnischen Journalisten, Autor Mariusz Szczygiel verfasste Essay Band "Gottland" eine Reportage über Adamec, seinen familären Hintergrund, enthielt. In Handkes "Obstdiebin", fand ich auf Seite 315: "In einem der Länder Europas, welche einmal, lang ist auch das schon wieder her, ›die Länder hinter dem Eisernen Vorhang‹ getauft worden sind, frag mich nicht von wem, hat vor nicht gar langem ein junger Mensch gelebt. Sein Name war Zdeněk Adamec. War? War und ist Zdeněk Adamec. Nein, nicht Jan Palach. Jan Palach war jener andere junge Mensch, der sich im Jahr neunzehnhundertachtundsechzig, glaube ich, aus Protest gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen zur Beibehaltung des Eisernen Vorhangs in der damaligen Tschechoslowakei auf dem Wenzelsplatz in Prag oder wo in aller Öffentlichkeit das Leben genommen hat." Handke ruft auf vier Seiten - in der Obstdiebin - die Erinnerung an Zdeněk Adamec wach. Das Schauspiel Zdeněk Adamec von Peter Handke wird 2020 im Rahmen der Salzburger Festspiele gezeigt.
Herbst 2017, Bösenort
In der Küche eines Freundes in Bösenort lerne ich Valentin Hauser kennen, der mich bittet für sein neues im Jahr 2018 erscheinendes Buch, Porträtfotos zu machen. Für seinen Freund Valentin Hauser schrieb Peter Handke ein Geleitwort für das Buch "Griffen wie es früher einmal war", Ein Zeitbild um 1910: >Beim Lesen der friedlichen Momente Deines Werks rund um das alte Griffen - weniger bei den weniger friedlichen rund um die Volksabstimmung (aber anders lesenswerten) - hatte ich die Phantasie, daß alle die verschwundenen Hausnamen, "Vulgo"-Namen von einst wieder gelten und Häuser wie auch Örtlichkeiten heimeliger bezeichnen als die heute geltenden bloßen Familiennamen-Adressen.
Was mich betrifft, so - mein Tagtraum - werden die Hausnamen "Beim Wunder" Altenmarkt 25 (vormals) und "Beim Zottl" Altenmakrt 6 neu eingesetzt und aufgefrischt. Im ersten Haus bin ich geboren und habe die ersten Jahre meiner Kindheit verbracht, eben "Beim Wunder", und im zweiten die letzten Kindheitsjahre, eben "Beim Zottl". Freilich jetzt mit einer Variante: Das Haus, das ich heute bewohne, zwischen Paris und Versailles, hat in meinem Tagtraum den Vulgo-Namen "Beim Zottl-Wunder" beziehungsweise "Beim Wunder-Zottl" bekommen<.
August 2020, Salzburg, Humpolec
Ich hatte im November 2019 für die Handke Uraufführung "Zdeněk Adamec" eine Karte erworben. Mir wurde eine Karte für den 7. August 2020 zugeteilt. Ich sondiere den Zugfahrplan Prag - Salzburg, mit Umsteigen in Linz ist das in nicht ganz sechs Stunden möglich. Buche ein Hotelzimmer, das vom Bahnhof aus zu Fuß erreichbar ist - in der Nähe des Landestheaters. Aufstehen um 3 Uhr morgens, mit der Straßenbahn und einem Lokalzug morgens um 4 Uhr Richtung Hauptbahnhof Prag und wie immer trage ich Maske, habe Desinfektionsmittel mit. Mittags komme ich in Salzburg an, gehe in der Mittagshitze Richtung Hotel. Wenig Menschen sind unterwegs. Die Hotelrezeption gleicht einer Arztpraxis. Masken, Desinfektionsmittel. Höfliche Distanziertheit. Beziehe mein Zimmer, es hat ein Fenster zum Garten. Öffne es weit, checke meine Mails. Finde ein Mail von den Salzburger Festspielen, im Anhang eine ausdruckbare Karte. Die Rezeption druckt mir die Karte aus. Es erspart mir den Weg ins Kartenbüro. Die Karte gültig mit dem Personalausweis, beinhaltet einen Verhaltenscodex für den Besuch der Aufführung. Maske, Abstand wahren. Abends gehe ich über den Mirabellgarten zum Landestheater. Im weißen Kleid dazu passend eine weiße Maske. Die Eingänge gut beschriftet, das Personal freundlich, hilfsbereit. Kaufe ein Programmheft und suche meinen Platz auf dem Balkon. Die Ordnung der freigelassenen Plätze formt sich in meinem Kopf zu einem Muster. Es ist heiß und ich sitze und schaue. Digitale Schriftzeichen laufen am Band über die Bühne des Salzburger Landestheaters.Ein wenig hatte ich bei der Recherche über Zdeněk mitgewirkt. So hatte ich eine eigene Vorstellung entwickelt und was ich dann auf der Bühne sah, empfand ich als Zersplitterung - nicht als Annäherung. Die Schauspielerinnen Luisa-Céline Gaffron, Eva Löbau, Sophie Semin und die Schauspieler Christian Friedel André Kaczmarczyk, Nahuel Pérez Biscayart, Hanns Zischler spielten unter Regie von Friederike Heller, Dramaturgie Andrea Vilter ihre einstudierten Rollen. Ich schaute dem Spiel zu. Hörte zu. Beim Spielende war mir klar, ich muss mich selber aufmachen, nach Humpolec um dem nachzuspüren, was ich beim Lesen des Buches empfunden habe. In dem Booklet der Salzburger Festspiele ist ein von Zdeněk Adamec im Jahr 2003 verfasster Text, aus dem Tschechischen übersetzt von Natascha Drubek, abgedruckt:
Aktion Fackel 2003 "Und warum Verbote? Brauchen wir einen Polizisten, der über uns wacht? Warum brauchen wir Gesetze; Kann nicht jeder selbst erkennen, was er darf und was nicht? Offensichtlich sind wir eine unreife Zivilisation und müssen noch viel lernen, aber das Problem ist, dass man einige Fehler nur einmal macht. Sind wir eine Zivilisation von Selbstmördern? Am ehesten passt das Motto ‘Jetzt sind wir dran und nach uns die Sintflut’. In hundert Jahren werden wir in Gasmasken herumlaufen, wenn es so weitergeht. Mehr als 2 Milliarden Menschen leben auf der Erde. Und jeder sägt am Ast des anderen. Die Zivilisation ist auf dem Weg zur Selbstzerstörung."
Vor dem Ende erhebe ich mich von meinem Randplatz, habe das Bedürfnis allein zu sein. Raus auf die nächtliche Straße. Um die auf die Straßen verlegten Bartheken mache ich einen Bogen, mir ist weder nach Trinken, noch nach Gesellschaft. In der Hotelhalle, die Bar ist geschlossen, steht ein Getränkeautomat. Ich ziehe mir ein Stifterl Weißwein, gehe auf mein Zimmer und setze mich bei weit geöffnetem Fenster aufs Bett, öffne den Wein und plane meine Reise nach Humpolec.
Humpolec, 17. bis 19. August. Mit dem Regionalzug R 977 fahre ich um 8.04 Uhr in Prag ab. Es ist einer jener Züge, in dem die Haltestops weder angezeigt noch angesagt werden. Umsteigen in Havlíčkův Brod in einen Triebwagen, einen, mit zu öffnenden Fenster, das freut mich jedesmal. In Humpolec steige ich aus. Es ist ein heißer Sommertag und ich mache mich auf dem Weg Richtung Zentrum. Dort finde ich ein Informationsbüro und frage dort nach dem Weg zu dem von mir gebuchten Hotel. Erhalte Informationsmaterial. Vergehe mich einige Male und nach etlichen Umwegen lande ich in dem Hotel mit zwölf Zimmer - es liegt auf einer Kuppe in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Synagoge, die heute ein Begegnungshaus der Evangelischen Kirche ist. Geräumig mit kleinem Balkon mit direktem Blick auf die Synagoge. Erkunde den weitläufigen Friedhof, der mit Bäumen gut beschattet ist und finde das Grab der Familie Adamcova. Zdeněks Vater war Friedhofssteinmetz.
"Was hat er sich wohl versprochen, der Zdeněk, von seiner Selbstverbrennung gegen den Zustand der aktuellen Welt? Ein Fanal für nichts und wieder nichts? Jedenfalls für nichts Bestimmtes? Dagegen seine Vorgänger auf dem Wenzelsplatz ein Vierteljahrhundert früher, Jan Palach und der andere Jan – die hatten, so vor den Augen der Welt dramatisch zu sterben, doch einen gründlichen Grund, nachzulesen für alle Zeit in allen einschlägigen Geschichtsbüchern, oder nicht?, während Zdeněk Adamec sogar in Humpolec kaum mehr als ein Gerücht ist, oder nicht?" S. 12, Peter Handke Zdeněk Adamec, Eine Szene.
Das Verweilen in Grabesnähe erdet mich. So geerdet erhebe ich mich und schreite weiter. Auf einer Landstraße kommt mir ein Mann entgegen mit einer Sense und einem hölzernen Handkarren. Wir lächeln uns an. Seine Frage, ob ich auf der Suche bin, beantworte ich "eine ruhige Ecke zum Kaffee trinken". Er meint, ich solle mit ihm kommen, seine Frau würde in der Gartenlaube einen Kaffee kochen. Ich folge ihm. Angekommen in der Gartenlaube stellt er, Jiří, mir seine Frau Jarmila vor. Wir sitzen zu dritt in der Gartenlaube und ich lausche ihren Erzählungen. Jiřís Großvater hatte unter T.G. Masaryk 1917 in Russland gedient. Erzählungen von seiner Mutter, die im April dieses Jahres 102 jährig verstorben ist. Was alles aufgebaut wurde, was verloren ging. Jetzt - fühle ich, warum ich nach Humpolec gefahren bin, um diesen Paar zu begegnen, ihnen zuzuhören! Jiří packt für mich von ihm gezogenes Gemüse ein. Eine Wegzehrung. Die Frage, ob ich fotografieren könnte, wird mit ja beantwortet. "Was bedeuten die Zahlen auf der Hütte?" Jiřís Gesichtsausdruck verändert sich ob dieser Frage, dem verschmitzten Lächeln folgt ein Schmerzenslaut "Am 18.3.2003 verstarb mein einziger Sohn, der beim Heer diente, an den Folgen eines Unfalls, vor seinem 19. Geburtstag." Er zeigt mir Fotos vom Sohn. Bildhaft gesprochen, ein schöner junger Mann. Ich drücke seine Hand. Danke für die freundliche Aufnahme und mache mich auf den Weg - zurück ins Hotel. Dort kaufe ich mir ein frischgezapftes Bier, nehme es mit aufs Zimmer, und verbringe den Abend am Balkon sitzend. So legen mir Bücher die Spur hinein ins Leben, zu Begegnungen, die mich prägen.
Milena Findeis, Prag März 2021
Lesezeichen werden zum Haltegriff.
Im Lockdown zu den Büchern greifen um in Gedanken zu reisen, den Kopf frei — bewegt — lesend lüften.
Ein Gespräch mit Peter Handke im Jahre 1986 nachzuhören über die Mediathek "Begegnung mit Peter Handke mit Heinz Fischer-Karwin"
Als am 10. Oktober 2019 verkündet wurde, dass der Nobelpreis für 2019 an Peter Handke geht, dachte ich an den im Mai 2019 verstorbenen Michael Roloff, der lebenslang überzeugt gewesen ist, dass dies notwendig sei "Handke Lectures". Michael Roloff übersetzte "Über die Dörfer" - "Walk about the Villages".
6.12.2022 Lothar Struck, 80. Geburtstag von Peter Handke: »Ich, der Unsterbliche« Neue Bücher von, mit und über Peter Handke zum 80. Geburtstag des Dichters.
Mit der Handauflegegung der Dauer
schließt sich die Wunde,
welche mir erst bewußt wird,
indem sie sich schließt.
Der Anstoß der Dauer ist das,
was mir gefehlt hat.
Wer nie die Dauer erfuhr,
hat nicht gelebt.
Die Dauer entrückt nicht,
sie rückt mich zurecht.
Aus dem Scheinwerferlicht des Tagesgeschehens
flüchte ich entschlossen ins ungewisse Lager der Dauer.
Dauer ist der der Fall,
wenn ich an dem Kind,
welches kein Kind mehr ist
- vielleicht schon ein Greis -,
die Auge des Kindes wiederfinde.
Dauer ist nicht um unvergänglichen
vorzeitlichen Stein,
sondern im Zeitlichen,
Weichen.
Tränen der Dauern, allzu selten!,
Tränen der Freude.
Unzuverlässige, nicht zu erbittende,
nicht zu erbetende
Rucke der Dauer:
Ihr seid nun gefügt
zum Gedicht.
März 1986, Salzburg
Seite 53-55
Peter Handke, Gedicht an die Dauer, Suhrkamp Verlag
Gefährde die Arbeit noch mehr
Sei nicht die Hauptperson.
Such die Gegenüberstellung.
Aber sei absichtslos.
Vermeide die Hintergedanken.
Verschweige nichts.
Sei weich und stark.
Sie schlau, laß dich ein und verachte den Sieg.
Beobachte nicht, prüfe nicht,
sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen.
Sei erschütterbar.
Zeig deine Augen,
wink die anderen ins Tiefe,
sorge für den Raum und
betrachte einen jeden in seinem Bild.
Entscheide nur begeistert.
Scheitere ruhig.
Vor allem hab Zeit und nimm Umwege.
Laß dich ablenken.
Mach sozusagen Urlaub.
Überhör keinen Baum und kein Wasser.
Vergiß die Angehörigen,
bestärke die Unbekannten,
bück dich nach Nebensachen,
weich aus in die Menschenleere,
pfeif auf das Schicksalsdrama,
mißachte das Unglück,
zerlach den Konflikt.
BEWEG DICH IN DEINEN EIGENFARBEN;
bis du im Recht bist und
das Rauschen der Blätter süß wird.
Geh über die Dörfer.
Ich komme dir nach.
©Peter Handke "Über die Dörfer"
6.12.2022 Joachim Hake, Direktor der Katholischen Akademie in Berlin e.V. : Die Bücher Peter Handkes sind ein unerschöpflicher Reichtum. Generationen von Lesern haben in ihnen Denkbilder und Handreichungen gefunden. Die Reihe seiner Werke ist schier unüberschaubar, und doch gibt es einige, oftmals schmale Bände, zu denen man immer wieder mit frischem Leseglück zurückkehren kann, so wie „Die Lehre der Sainte-Victoire“, in der Handke als Spurengänger der Bilder Cézannes zu bleibenden Einsichten über das Sehen gelangt. Handke zu lesen hält wach, so wie der Autor es geblieben ist, der an diesem Tag achtzig Jahre alt wird.
Ein Anlass, in Lesung und Gespräch sein Werk zu würdigen, Sätze und Stellen daraus neu zu bedenken von den großen Romanen bis zu den Journalen, deren neuestes, „Innere Dialoge an den Rändern“, gerade erst erschienen ist.
Dr. Marit Heuß ist Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie an der Universität Leipzig. Zuletzt: „Peter Handkes Bildpoetik. Notieren, Zeichnen, Erzählen“ (Wallstein 2022).
Norbert Hummelt ist Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er lebt in Berlin. Zuletzt: „Fegefeuer. Gedichte“ (Luchterhand 2016), „Atlas der Erinnerung“ (Nimbus 2018), „Sonnengesang“ (Luchterhand 2020) und „1922. Wunderjahre der Worte“ (Luchterhand 2022).
Peter Gößwein ist Erzählkünstler und Dozent für Präsenz und überzeugendes Auftreten, Freie Rede, Vortragen und Vorlesen.