"Wahrheit und Freiheit müssen siegen", Prag 1989

Prag, 17. November 2009

©Joana Radzyner*

"Wahrheit und Freiheit müssen siegen". Am Prager Wenzelsplatz jubeln am Abend des 19. November 1989 tausende Menschen dem neuen Hoffnungsträger Vaclav Havel zu. Über Nacht ist aus dem  Staatsfeind, wie die kommunistischen Machthaber den regimekritischen Schriftsteller bezeichneten, ein Nationalheld  geworden.  Die Voraussetzungen für diese Wandlung haben am 17. November die Prager Studenten geschaffen. Mit einer behördlich genehmigten  Demonstration zur Erinnerung an den 50. Gedenktag der Studentenrepressionen durch die Nazideutschen haben sie eine Lawine losgetreten, die auch das kommunistische Regime der Tschechoslowakei unter sich begrub. 

Paradoxerweise hatte erst die brutale Niederschlagung der Demonstration die Stimmung im Land kippen lassen. Über Nacht solidarisierten sich hunderttausende Bürger mit den Forderungen der Studenten nach dem Rücktritt von KP-Chef  Milous Jakes.

Der rund um die Uhr polizeilich observierte Dissident Vaclav Havel hatte an der Demonstration nicht teilgenommen, obwohl ihn die Studentenführer  benachrichtigt hatten. Er habe den jungen Menschen nicht die Show stehlen wollen, erklärte  Tschechiens EX-Präsident vor kurzem bei einer Veranstaltung zum 20 jährigen Jubiläum der samtenen Revolution.

pragOT Havel: Am 17. November fuhr ich aufs Land, wo wir ein Häuschen haben. Da mich schon damals nicht nur die Polizei sondern auch Journalisten aus aller Welt verfolgten, fürchtete ich, dass ich auch auf dieser Demonstration die ganze Aufmerksamkeit auf mich lenken würde. Dabei waren es die Studenten, die diese Demonstration initiiert und organisiert hatten. Ich verfolgte alles im Radio und hatte sofort das Gefühl, dass diese Demonstration im Unterschied zu allen vorhergehenden der sprichwörtliche Schneeball war, der eine Lawine auslösen könnte. Am nächsten Morgen kehrte ich nach Prag zurück und wir wurden sofort aktiv  und gründeten das „Bürgerforum“ und so weiter ...  Ich habe in meinem Leben mit mehreren Generationen von Studenten zu tun gehabt und weiß wie empfindlich sie sind, wenn alte Haudegen ihre Ideen stehlen.  

Nicht nur für Vaclav Havel  kam die Revolution überraschend. Obwohl in Warschau als Ergebnis zumindest teilweise freier Wahlen bereits die erste nicht kommunistisch geführte Regierung an der Macht war und zehn Tage zuvor die  Berliner Mauer gefallen war, schien unter der bleiernen Schwere der sogenannten  „Normalisierung“  jeder Widerstand illusorisch. Die tschechoslowakischen kommunistischen Machthaber fühlten sich sicher. Von  der historischen Wende, die Kremlchef  Michail Gorbatschov mit "Glasnost und Perestrojka" eingeläutet hatte, wollte der Generalsekretär der tschechoslowakischen KP Milous Jakes nichts wissen. Jakes am Tag nach dem Ausbruch der Massenproteste:

OT Jakes: Die einzige Zukunftsperspektive unserer Heimat liegt in der Fortsetzung des sozialistischen Weges. Wir sind verpflichtet, die von einer ganzen Generation unter großen Opfern erkämpften Werte des Sozialismus zu verteidigen und diese Werte auch unter veränderten Bedingungen und im Angesicht neuer Aufgaben weiterzuentwickeln.

Unter dem Druck der Straße musste das Zentralkomitee der tschechoslowakischen KP schon am nächsten Tag  Dialogbereitschaft signalisieren und nur wenig später kam auch die Meldung vom Rücktritt des KP-Hardliners Jakes.

Für Marta Simeckova  hatte dieser Tag eine  besondere Bedeutung. Jakes hatte  sich nach der Niederwerfung  des Prager Frühlings im August 1968 vom Reformkurs distanziert. Als Chef  einer parteiinternen Revisions– und Kontrollkommission setzte er in den nächsten Monaten den Parteiausschluss Reform-treuer Genossen durch. Als Kind von Opfern dieser Säuberungen hat Marta das Klima der Resignation und der Trauer nach dem Scheitern des Kampfes um einen Kommunismus mit menschlichem Antlitz  hautnah miterlebt. 

jan-palachAuch Marta Kubisova hatte sich bereits angepasst an das Grau des kommunistischen Alltags und an die "leichenhafte Stille", wie Vaclav Havel die Jahre der Normalisierung nach der Niederwerfung des Prager Frühlings im August 1968  einmal bezeichnete. Für den  aufgehenden Gesangsstar hatte das Ende der Reformbewegung auch das Ende ihrer Karriere bedeutet. Mit ihrem Lied  "Modlitba pro Martu", "Ein Gebet für Marta", hatte Kubisova der gedemütigten Nation wieder Hoffnung und Mut einflößen wollen,was sie über Nacht zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die sowjetische Besatzung machte. Das neu installierte moskautreue Regime  unter Gustav Husak ließ das Lied verbieten und bestrafte die Künstlerin mit Auftritts- und Reiseverbot. Marta Kubisova ließ sich jedoch nicht entmutigen und stellte ihre unverwechselbare Stimme bald in den Dienst der oppositionellen Menschen- und Bürgerrechts-Bewegung Charta 77. Im November 1989 feierte sie nach 19einhalb Jahren Auftrittsverbot ein triumphales Comeback. Das „Gebet für Marta“  wurde zur Hymne der samtenen Revolution erhoben.

"Die Hoffnung", heißt es da, "übersteht alle Härten wie die Blumen den Frost überstehen"

OT Kubisova: Ich sang schon am Tag nach der Studentendemo  und ich weiß noch, dass ich meine Brillen vergessen hatte und nichts als Köpfe sehen konnte, als ich vom Balkon auf den Wenzelsplatz hinunterschaute. Und ich dachte mir damals, ,dass noch keine Sängerin ein derartiges Comeback hatte wie ich. In diesem Augenblick wusste ich aber noch gar nicht, dass die Menschen unten weinten als ich sang! Das haben mir später Journalisten berichtet. Einige ausländischen Journalisten sollen Leute gefragt haben, warum sie weinen, worauf diese nur wortlos zum Balkon hinauf sahen und weiterweinten.

Der Pressburger Dramaturg und Theaterregisseur Martin Porubjak  hat Kubisovas Comeback im November 1989 bis heute nicht vergessen. Auch er litt nach der Niederwälzung des Prager Frühlings unter Berufsverbot.

Bis auch die breite Bevölkerung  verstanden hatte, dass  Verbote und Zensur aufgehoben waren und freie Meinungsäußerung  keine Sanktionen mehr nach sich zog, mussten freilich mehrere Tage vergehen, erinnert sich Porubjak. In Prag hatte sich  die demokratische Opposition schon am Tag nach der Studentendemonstration organisiert. Im tschechischen Landesteil wurde unter Vaclav Havels Regie das "OBCANSKE Forum", also das Bürgerforum aus der Taufe gehoben und im slowakischen Landesteil entstand "Verejnost proti nasiliu", "Öffentlichkeit gegen Gewalt", kurz "VPN" genannt. Die Sitzungen der beiden Organisationen fanden dank der Solidarisierung des Künstlermilieus mit der Opposition auf Theaterbühnen statt. Schauspieler, Dramaturgen und Regisseure hatten einen unbefristeten Streik ausgerufen. Ab 19 Uhr gab es anstelle der  geplanten Aufführungen Diskussionsveranstaltungen mit Publikumsbeteiligung.

Die politischen Aktivisten vom VPN hatten bald erkannt, dass die Künstler für die Revolution unverzichtbar waren.

Zu den  bekanntesten  Künstlern, die im November 1989 in die Politik gingen, gehört der Sänger und Begründer der Rock Band "Prazsky Vyber" Michael Kocab. Hunderttausenden Jugendlichen halfen seine aufmüpfigen Protestongs den kommunistischen Alltagsfrust zu überwinden. Heute leitet der unverändert Unangepasste auf Empfehlung der tschechischen Grünen das Tschechische Ministerium für Menschenrechte und Minderheiten.

OT Michael Kocab: Ich war schon von klein auf absolut politisiert und war kein gewöhnlicher Musiker ... Ich komme aus einer Familie von Wissenschaftlern, in der ständig diskutiert wurde, und die Musik war für mich nur Mittel zum Zweck und meine Art des Kampfes gegen die Kommunisten. Ich zerbrach mir stets nur den Kopf ,wie ich diesen Leuten schaden könnte… 

Mehr noch als die Engstirnigkeit der kommunistische Führung ärgerte Kocab die Apathie seiner Landsleute.

OT M.Kocab: Ich würde sagen, daß die überwältigende Mehrheit, nein, sicher 95 Prozent der Bevölkerung den Kommunismus passiv unterstützten. Als dann alles aus den Fugen geriet und das Regime kurz vor seinem Fall stand, wurde die Zahl der mutigen Bürger im Land freilich von Tag zu Tag größer. Und 14  Tage nach der Revolution hatten wir plötzlich eine ganze Nation mutiger Bürger hier… Die jungen Journalisten wissen das alles nicht mehr. Der erstbeste  Halunke kann ihnen heute weismachen, dass er damals eine große  Rolle gespielt hat. Dabei waren  die meisten sooo klein und ängstlich .. .unter den Nazi hoben sie brav den Arm zum Hitlergruß und vor Stalin buckelten sie… schauerlich, einfach schauerlich.   

Nach der Gründung des „Bürgerforums“ begannen sich die  Ereignisse zu überschlagen. Nach tagelangen Demonstrationen, einem Generalstreik und intensiven Verhandlungen zwischen der Opposition und den kommunistischen Machthabern hatte auch die Tschechoslowakei eine vorwiegend nichtkommunistisch zusammengesetzte Regierung.

Zur einer großen Belastungsprobe für die demokratische Opposition wurde nun die Frage, wer zu den Präsidentenwahlen im Dezember 1989 ins Rennen gehen sollte. Der prominente  Dramatiker und Dissident Vaclav Havel oder die charismatische Leitfigur des Prager Frühlings Alexander Dubcek, der die Kontinuität der tschechoslowakischen Demokratiebewegung  symbolisieren würde?  Der 1968 an die Spitze der tschechoslowakischen  KP gehievte Slowake Dubcek hatte sich für einen Kommunismus mit menschlichem Antlitz eingesetzt und die Liberalisierung des Regimes eingeleitet. Nach der Niederwalzung der Reformbewegung unterzeichnete Dubcek unter dem Druck des Kremls das erniedrigende sogenannte"Moskauer Protokoll", mit dem die Tschechoslowakei ihren Sonderweg aufgab. Zwei Jahre später  folgten der Parteiausschluss und die Degradierung zum Beschaffungs-Inspektor der Forstverwaltung von Bratislava. Dubcek kehrte der Politik den Rücken und  unterzeichnete  auch nicht die Charta 77. Als er sich in den Novembertagen 1989 erstmals wieder in der Öffentlichkeit zeigte, wurde er als Symbolgestalt des Prager Frühlings begeistert empfangen. Der Einzug auf die Prager Burg sollte dem Slowaken jedoch verwehrt bleiben. Zum Präsident der demokratischen Tschechoslowakei wählte das föderale Parlament am 28.Dezember 1989 Vaclav Havel. Dubcek wurde mit dem Posten des Vorsitzenden des föderalen Parlaments getröstet.

Im Juni 1990 fuhr das Bürgerforum bei den ersten freien Parlamentswahlen seit 1945 einen spektakulären Sieg ein. Aber nur ein Jahr später zerfiel die Bewegung. Unter Führung des machtbewussten Finanzministers Vaclav Klaus hatte sich eine Gruppe von Aktivisten abgespalten,um die konservative "Demokratische Bürgerpartei" zu gründen.

Der Wirtschaftswissenschaftler und stellvertretende Ministerpräsident der ersten nachkommunistischen Regierung Valtr Komarek ist der Ansicht, dass es damals noch zu früh war für die Bildung politischer Parteien. Die Schuld an dieser Entwicklung gibt Valtr Komarek keinem geringeren als Vaclav Havel. Dieser habe die Zügel der Politik viel zu früh aus der Hand gegeben und dem  machthungrigen Pragmatiker Vaclav Klaus freie Bahn gelassen.  

mensch-havelOT Valtr Komarek: Havel war im November 1989 am Höhepunkt seiner Popularität und die Leute liebten ihn wirklich. Aber diese neue Größe hat ihn glaube ich überfordert. Er begann intensiv an seinem Image zu arbeiten und ließ Vaclav Klaus im Bürgerforum schalten und walten. Deshalb gelang es Klaus sogar eine zeitlang Vorsitzender des Bürgerforums zu sein, obwohl er schon längst den Plan hatte, das Bürgerforum zu liquidieren, um Platz für politische Parteien zu schaffen. Er zog dann wirklich eine Menge Leute aus dem Bürgerforum  in seine neue demokratische Bürgerpartei hinein und machte aus Havel einen politischen Outsider. Auf diese Art und Weise wurde Klaus dann zur Nummer Eins in der tschechoslowakischen Politik.        

Der unaufhaltsame Aufstieg von Realpolitikern vollzog sich nicht nur im Bürgerforum. Ganz ähnliche Erfahrungen machten auch die  Bürgerrechtskämpfer der slowakischen Schwesterorganisation "Öffentlichkeit gegen Gewalt".  Hier boxte sich in kürzester Zeit der wendige Betriebsanwalt aus dem mittelslowakischen Trencin Vladimir Meciar an die Macht. Marta Simeckova hat diese Entwicklung aus nächster Nähe beobachtet.

Fedor Gal war Mitbgründer von " Öffentlichkeit gegen Gewalt" und gehörte von Anfang an zu den Kritikern von Vladimir Meciar. Zurecht, meint er noch heute. Meciar führte die Slowaken später als Vorsitzender der nationalistischen "Bewegung für eine demokratische Slowakei“ in die Unabhängigkeit, wonach er Ministerpräsident des neuen slowakischen Staates wurde. Die wachsende Kritik an seinem autoritären Regierungsstil führte schließlich 1998 zu seiner Abwahl.

OT Fedor Gal:  Als Herr Meciar zu uns stieß. waren alle Entscheidungen bereits gefallen. Er war ein Fremdkörper in unserem Milieu. Mit der Zeit zeigte sich dann auch, dass ihm die persönliche Karriere wichtiger war als das Gemeinwohl. Aber diese Eigenschaft hatten auch andere. Was kein anderer außer ihm bei uns besaß,  das war der Drang zur Macht. 

Die Welt der Realpolitik war Fedor Gal und seinen Freunden völlig fremd.

OT Fedor Gal: Wir sind in einer Umgebung aufgewachsen, die wir gelinde gesagt nicht gerade liebten . Menschen, die Macht besaßen, mochten wir einfach nicht. Macht war für uns etwas abstoßendes. Deshalb waren wir nach unserem Einstieg in die Politik offene Feinde von Machtpositionen und Dilettanten im Kampf um die Macht. Wir hatten von alldem einfach absolut keine Ahnung! Ich selbst sah unsere Mission damals darin, die Verfassung zu ändern, die führende Rolle der kommunistischen Partei aufzuheben und die Bürger zu den ersten freien Wahlen zu führen. Und danach wollte ich "Auf Wiedersehen" sagen  und all das tun, was ich mein ganzes Leben lag tun wollte und bis dahin nicht machen durfte. Dann kamen schließlich die ersten freien Wahlen und wir stellten plötzlich mit Schrecken fest, dass sich keiner von uns zum Regieren eignete. Es gab einfach keinen Einzigen, der bereit oder fähig war, einen Machtposten einzunehmen. Da war weit und breit keiner, der das wirklich machen konnte… Wir Naivlinge hatten gedacht ,dass sich über Nacht eine Reihe von Schubladen öffnen würden, aus denen eine neue Literatur, eine neue Poesie, eine neue Musik, eine neue Wissenschaft und nicht zuletzt auch neue Politiker herausspringen würden. Aber nichts von all dem ist eingetreten. Nichts .Einige von uns sind sich dessen rasch bewusst geworden und haben sich widerwillig für politische Funktionen gemeldet. Aber manche von ihnen waren schon nach kürzester Zeit bis zur Unkenntlichkeit verwandelt. Unglaublich, einfach unglaublich, wie schnell sich manche an Privilegien gewöhnt hatten , an die Isolation von den übrigen Menschen und an vieles andere,was damit zusammenhängt. Andere wiederum dachten sich- ich muss das noch einen Augenblick lang durchhalten, dazu habe ich mich verpflichtet.. . und dieser zweiten Gruppe habe auch ich angehört… Unter dem Strich war es jedenfalls eine entsetzliche Naivität der Intellektuellen zu glauben, dass die Revolution des Jahres 1989 spontan eine neue Elite der Macht hervorbringen würde. Das zeugt von einem entsetzlichen Dilettantismus und gewissermaßen sogar von Verantwortungslosigkeit.  Andererseits muss ich sagen, dass es damals weder schlechten Willen noch Korruption,  und keine unlauteren Interessen oder dreckige Geschäfte gab. Deswegen bin ich überzeugt, dass es in den ersten acht Monaten nach der Revolution, also zwischen dem November und den ersten freien Wahlen im Juni gelungen ist, der Gesellschaft eine Art kulturpolitisches Gen einzuimpfen. Und dieses kulturpolitische Gen wird einen Politiker wie Fico genauso überleben wie einen Meciar... und andere. Diese Gesellschaft hat sich verändert und sie hat sich ausschließlich dank dieser acht Monate verändert und nicht aufgrund der folgenden zwanzig Jahre…..    

Drei Jahre später gab es die Tschechoslowakei nicht mehr. Ohne Einbeziehung der Bürger beider Teilstaaten  in die folgenschwere Entscheidung vollzogen der slowakische Regierungschef Vladimir Meciar und sein Prager Amtskollege Vaclav Klaus am 1.1.1993  die Teilung des gemeinsamen Staates. Meciars "Bewegung für eine demokratische Slowakei" gehört  heute  der nationalistisch linkspopulistischen Regierung von Robert Fico an, Vaclav Klaus ist seit 2003 tschechischer Staatspräsident.

Um die  slowakischen und tschechischen Vorkämpfer der Demokratie ist es still geworden.

Vaclav Havel ist noch heute Liebling der internationalen Medien. Trotz wachsender Gesundheitsprobleme meldet sich der erste nicht kommunistische Präsident der Tschechoslowakei  immer noch zu Wort, wenn er die Demokratie gefährdet sieht. Mit seinem jüngsten tragikomischen Stück "Abgang", das von einem Mann erzählt, der plötzlich seinen hohen politischen Posten verliert, feierte Havel vor kurzem sein Comeback als Dramatiker.

Alles in allem sei die Bilanz der letzten 20 Jahre positiv, meinte der 72jährige am Vorabend des Jubiläums.

OT Havel: Selbstverständlich haben wir eine Menge Fehler gemacht. Aber möglicherweise haben wir noch viel mehr Fehler NICHT gemacht! Die grundsätzliche Richtung die unsere Gesellschaft damals unter unserer Führung einschlug ,wurde beibehalten. Begriffe wie "Demokratischer Rechtsstaat", "Respekt von Menschen" und "Bürgerrechten" oder  "freie Marktwirtschaft" erfüllen sich allmählich mit Inhalt, wenngleich es manchmal langsamer und  komplizierter vor sich geht als wir wollten und zahllose Hindernisse im Weg stehen. Alles in allem, meine ich, sind wir den grundsätzlichen Idealen, die wir damals hatten, treu geblieben.


Teile des Beitrages wurden im  Journal-Panorama Ö1, am 17. November 2009 ausgestrahlt.

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