In Wurzeln und Knospen gewärtig sein
Den Jahresbeginn weder mit Vor- noch mit Gegensätzen befrachten.
Der inneren Stimme Gehör schenken, sie nicht mit dem Muster der Gewohnheit ausblenden.
Weder der Anklage noch der Verteidigung anhaften.
Brüche, Splitter und Filter wahrnehmen.
Beim Schauen in die Ferne die Brille abnehmen, beim Lesen ist sie notwendig, um die einzelnen Buchstaben zu erkennen.
Die mit jedem vergangenen Jahrzehnt neu erlernten Rollen ablegen.
Im Gewärtigsein spielen Fixierungen keine Rolle.
"Dein Problem ist, dass du in allem ein Problem siehst."
Das sagte mir vor zwei Jahrzehnten das Kind.
Die Angst dahinter, vorm Versagen, erkennen - vor ihr nicht weiter davonlaufen.
Es ist, was es ist - schrieb der Dichter Erich Fried.
Mit diesem Satz ins neue Jahr hineingleiten - gefedert vom Licht.
1.1.2020 AUGnerin
Das war 2019
Bahnkarte, Wanderschuhe, Rucksack, Kamera und eine Thermoskanne.
Fallobst liegt am Wegesrand.
Eine geflickte Straße mit Abzweigungen.
Der Weg findet mich.
Er wird nicht benannt.
So bleiben wir, die einander absichtslos gefunden haben, unter uns.
Der Strom der Zeit umspült uns.
Dich in deiner Jugend, mich in meinem Alter.
Uns ab und an treffen, einander zuzwinkern aus jener Ferne, die Nähe bewirkt.
Das Warten auf den Zug an einer Bedarfshaltestelle, in der keine Sitzbank steht.
Mich auf den Weg machen, mich darauf einlassen.
Das Lebendigsein spüren im Fahrtwind, in Zügen, deren Fenster sich öffnen lassen.